das is er

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der junge Tulach

Samstag, 4. Dezember 2010

Weihnachtsschorsch unter dem Dach

Am Nachmittag des 04. Dezembers saß Schorsch in seinem Zimmer. Den Vormittag hatte er mit Arbeiten für seine Mutter verbracht. Er war Einkaufen gegangen, hatte das Bad geputzt, Mittags Kartoffeln mit Spinat und Spiegeleiern gekocht und zum Schluss hatte er noch Kohle aus dem Keller geholt damit er den Ofen anschüren konnte.

Nun war er wie gesagt in seinem Zimmer. Er wußte nicht genau was er jetzt tun sollte. Sein Zimmer hatte er schon aufgeräumt, hatte Musik gehört, seine Sammlung seltener Diäten (allesamt aus Frauenzeitschriften seiner Mutter) sortiert und 'Alle Jahre wieder' auf seiner Mundharmonika rückwärts gespielt (Er spielte leidenschaftlich gerne Lieder rückwärts auf seiner Mundharmonika.)

Wie er da so saß überlegte er wie es weitergehen sollte mit den Vorbereitungen für das Weihnachtsfest. Musik sollte natürlich auch gespielt werden. Er selbst spielte aber wie gesagt nur rückwärts. Er dachte nach, und dachte nach: "Wer kann Musik spielen? Gibt es in meiner Familie denn niemanden der musikalisch ist?". Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Sein Bruder Hans.

Hans-Wurst Weihnacht war ca. drei Jahre älter als Schorsch. So genau wußte das aber niemand denn Mutter Weihnacht behauptete immer sie habe während der Geburt geschlafen und Vater Weihnacht war vermutlich Zigaretten kaufen gewesen. Fest stand, er war älter. Rein äußerlich sah er aus wie ein normaler 11jähriger Junge. Er hatte braunes Haar und braune Augen. War für sein Alter normal groß und hatte auch sonst nichts auffälliges an sich. Bei näherer Betrachtung allerdings konnte dem geschulten Augen der Wahnsinn nicht entgehen.

Hans-Wurst Weihnacht war wahnsinnig. Nicht nur ein bisschen sondern sehr. Vor drei Jahren musste er deshalb auf den Dachboden des Hauses umziehen wo er seitdem lebte. Der Grund dafür war seine Sammlung lebender Fliegen und ihrer Eier, was den Rest der Familie auf Dauer auch wahnsinnig machte. Außerdem hatte er die Neigung alles aus Tuben zu essen. So war es damals sehr schwierig für die gesamte Familie Pasten dauerhaft aufzubewahren. Er aß alles, Zahnpasta, Tomatenmark, Schuhcreme, einfach alles was sich in Tuben befand. Es wurde beschlossen ihn auszusiedeln.

Schorsch hatte beschlossen ihn aufzusuchen und machte sich durch das Treppenhaus auf den Weg zum Dachboden. In der obersten Etage musste man eine Luke in der Decke öffnen. Dann klappte eine Leiter herunter und man konnte hinauf steigen. Als die Luke aufging kam Schorsch eine schwarze Wolke aus Fliegen entgegen. Erschrocken wich er zurück. Schließlich lichtete sich der Nebel und er konnte die Leiter nach oben steigen.

Dort war es dunkel. Man konnte all die Sachen hier oben im ersten Moment nur schemenhaft erkennen. Er sah eine Gestalt die im Schneidersitz mitten im Raum saß. Das konnte nur Hans sein. Es schien als würde er meditieren. "Hans! Wie geht's dir? Wir haben uns ja schon lange nicht mehr gesehen." sein Bruder antwortete eintönig wie in Trance: "Bist du es Schorsch? Oder seit ihr es meine Fliegen?", "Nein ich bin es, Schorsch", "Was führt dich zu mir, dem Abtrünnigen", Hans war wirklich ein wenig wahnsinnig, Gottseidank hatte Schorsch ihm eine Tube Senf mitgebracht, das würde ihn besänftigen. "Hier hab ich dir mitgebracht.", "Oh danke." entgegnete Hans nun in normalem Ton.

"Hans, es ist so. Ich plane ein großes Weihnachtsfest. Mit unserer ganzen Familie.", "Mit der ganzen Familie? Du bist wahnsinnig Schorsch. Denke nur dran, die chaotische Tilly, unsere garstige dicke Mutter, unser unscheinbarer Vater. Willst du etwa auch unsere esoterische Großmutter, den Onkel Schönling und den stinkenden Eugenius einladen?", "Natürlich!", "Oh Schorsch mein Bruder... Ich werde erst mal etwas Senf naschen... Mmh, lecker... das kann nicht gutgehen. Yummy! Wirklich schmackhaft dieser Senf.", "Ich weiß, dass das schwierig wird, aber es kann funktionieren. Deshalb brauche ich dich! Du kannst doch so schön auf den leeren Tuben trompeten." Das war wahr. Hans hatte eine eigene Blastechnik entwickelt und entlockte den leergegessenen Tuben himmlische Klänge. "Na wenn du meinst. Immerhin bist du mein Bruder und ich werde dir natürlich helfen. Lassen wir uns einfach überraschen."

Sie saßen noch ein bisschen und unterhielten sich über die Vorgänge unten im Haus. Als es dämmerte machte sich Schorsch wieder auf den Weg in die Wohnung. Er setzte sich in die Küche und aß Butterbrote und Karotten zu Abend. Danach machte er sich fertig fürs Bett, sagte seiner Mutter Gut Nacht (die wie immer vor dem Fernseher schlief) und ging schlafen. Er war sehr froh darüber dass er seinen Bruder für die Idee gewinnen konnte mit der kompletten Familie zu feiern.

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